Bildung statt Militär

Die Ausbildung der costa-ricanischen Bürger ist für die Regierung schon seit der Unabhängigkeit von den Spaniern (1821) ein Prioritätsthema und hat eine entscheidende Rolle in der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes gespielt. Bereits 1863 wurde die Schulpflicht eingeführt. Besonders nach der Abschaffung des Militärs 1948 wurden die freigewordenen Gelder direkt in den Bildungssektor investiert. Durchschnittlich fließen 6% des Brutto-Inlandsprodukts in den Bildungssektor. Dadurch hat Costa Rica mit 97% (2016) einen der höchsten Alphabetisierungsgrade Lateinamerikas und steht im Bildungsbereich auf dem Stand vieler Industrieländer.

Costa Rica hat heute ein modernes, international ausgerichtetes Schulsystem. Beginn der Schulzeit ist mit dem 6. Lebensjahr. Nach sechs Jahren Grundschule (primaria) gehen die SchülerInnen auf eine weiterführende Schule (secundaria). Gesetzlich sind neun Jahre Schulpflicht in Costa Rica vorgeschrieben. Die Schullaufbahn endet nach der 11. Klasse mit dem costa-ricanischen „bachillerato“.

Neben öffentlichen hat Costa Rica eine Vielzahl von privaten (kostenpflichtigen) Schulen. Es gibt kein Kurssystem, sondern einen festen Stundenplan mit folgenden Fächern: Spanisch, Englisch, Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Religion/Ethik, Sozialkunde, Zivilrecht, Sport, eventuell Kunst, Musik, Tanz, Theater. Die Schule beginnt in der Regel um 7:30 Uhr morgens und endet um 15:00 Uhr. Das Schuljahr fängt Anfang Februar an und geht bis Ende November bzw. Mitte Dezember. Ferien sind 2-3 Wochen im Juli und die großen Sommerferien sind im Dezember und Januar (8-10 Wochen).

Costa Rica, ein 4-Millionen-Einwohner-Staat auf der zentralamerikanischen Landbrücke, schaffte 1949 die Armee per Verfassung ab. Vorangegangen waren umstrittene Wahlen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Doch anders als sonst üblich baute der Sieger nun nicht seine siegreichen Verbände zu einer neuen, ihm ergebenen Armee aus. Vielmehr setzte die provisorische Regierung unter José Figueres ihre Macht ein, um innerhalb von 18 Monaten die Strukturen des Landes von Grund auf zu ändern. Nicht Revolution und Sozialismus waren das Ziel, sondern Demokratie und ein sozialdemokratischer Entwicklungsweg. In die neue Verfassung wurde ein Paragraf eingefügt, der eine stehende Armee verbot. Dieser ist bis heute in Kraft.