El Topes

Nur wenige Traditonen werden in der costaricanischen Kultur so gefeiert wie „los Topes“. Das wohl Wichtigste und Bekannteste ist allerdings das „Tope Nacional, welches fast jedes Jahr zur gleichen Zeit, am 26. Dezember in der Hauptstadt San Jose stattfindet. Das Ereignis an sich ist absolut einzigartig – Gruppen von Pferden mit prächtig geschmückten Reitern traben durch die Gassen der Stadt, das kuriose dabei, die Reiter sind dabei völlig betrunken!

Das Tope Nacional begrüßt jährlich bis zu fünftausend Reiter aus dem ganzen Land, welche zum Teil die beeindruckendsten Pferde des Kontinents zur Schau stellen. Dieses Spektakel zieht auch immer mehr Zuschauer an, die sich am Rande der Strecke versammeln, um die Veranstaltung zu genießen. El Tope steht für Tradition, Pferde- und Viehzucht, aber auch für Handel und Feiern.

Die Geburtsstunde der Topes waren die 40er Jahre, als Bauern ihr Vieh von den Farmen von Guanacaste mit in die Stadt gebracht hatten. Sie brachten die kastanienbraunen Bullen mit, um die Feiertage am Ende des Jahres gebührend zu zelebrieren. Zu beachten ist, dass die Ticos die Bullen nicht töten, sondern auf ihnen reiten. Legenden besagen, dass es einen sehr berühmten, aber auch sehr gefährlichen  Stier gab, welcher „die Schlacht“ genannt wurde. Er hatte die Besonderheit, sich so stark auf eine Person zu fixieren, dass er nicht davon abließ bis er diese packen konnte.

Früher, noch bevor es Züge und andere Transportmittel gab, konnte es schon einmal vorkommen, dass die Viehzüchter bis zu 15 Tage in die Hauptstadt brauchten. Heute wird die Reise in riesengroßen LKWs gemacht und dauert weniger als 6 Stunden.

In den neunziger Jahren nahm die Tradition eine unerwartete Wendung. Die Topes wurden immer mehr als Gelegenheit dazu genutzt, sich hemmungslos zu betrinken. Investitionen von Großunternehmern führten zu einer Massenveranstaltung, die immer mehr Menschen anlockte, welche rein gar nichts mit der Viehzucht zu tun hatten.

Ein betrunkener Reiter in einer solch großen Menschenmenge ist ein ernsthaftes Problem. Ein Pferd ist ein schweres Tier mit viel Kraft und Instinkt, es kann Zuschauer überrennen, andere Pferde aufscheuchen und dabei schwere Unfälle verursachen.

Das typisch traditionelle Getränk in Costa Rica ist Guaro, ein Destillat mit hohem Alkoholgehalt zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Bei festlichen Aktivitäten, wie den Topes, ist es für die Reiter üblich solche Getränke mit auf die Parade zu schmuggeln und zu konsumieren. Obwohl die Polizei seit 2013 bemüht ist strenge Alkoholkontrollen durchzuführen und den Alkohol auch zu konfiszieren gelingt ihnen das nicht immer, weshalb eine vermeintlich historische Tradition heute nicht mehr ganz ungefährlich ist.